Ist ein Screening für motorische Defizite bei Tiroler Kindergartenkindern gerechtfertigt und umsetzbar? Ein Protokoll für eine zweistufige Querschnittsstudie

Scheiber Barbara, Spiegl Claudia, Plattner Jasmin, Monsberger Sabine, Federolf Peter (2024)

Institut für Sportwissenschaft, LFU Universität Innsbruck; Department für Physiotherapie, Fachhochschule Tirol, Innsbruck

 

Einleitung Kinder mit einer umschriebenen Entwicklungsstörung motorischer Funktionen (UEMF, engl. Developmental Coordination Disorder (DCD)) zeigen bereits im frühen Kindesalter Abweichungen in der motorischen Entwicklung und den motorischen Fähigkeiten. Das Erlernen und Ausführen koordinierter Bewegungsabläufe liegt dabei unter dem altersentsprechenden Niveau. Eine frühzeitige Erkennung von DCD ist entscheidend, um Interventionen und Unterstützungsmöglichkeiten anbieten zu können und dennoch bleibt diese Entwicklungsstörung oft bis zum Schulalter unentdeckt. Die beschriebene Studie zielt darauf ab, den Bedarf, die Umsetzbarkeit und die Validität eines standardisierten Mobilitätsscreenings in Tiroler Kindergärten zu untersuchen und dessen potenziellen Nutzen für die Förderung der motorischen Entwicklung betroffener Kinder zu bewerten.

Methoden und Analyse Die Erhebung erfolgt in einem zweistufigen Querschnittsansatz mit einem Folgeassessment nach 6 Monaten. In der ersten Phase wird ein spielerisches Mobilitätsscreening bei allen teilnehmenden Kindergartenkindern durchgeführt, gefolgt von individuellen Untersuchungen bei auffälligen motorischen Leistungen. Die motorischen Fähigkeiten werden mit dem MobiScreen 4–6 und der Movement Assessment Battery for Children-2 erfasst. Vor dem Screening wird die Einwilligung von Kindergartenleitungen, Behörden, Eltern und den Kindern eingeholt. Eltern erhalten Informationsblätter und Fragebögen zur Einschätzung der Eignung und ihrer Einstellungen. Die Stichprobe soll repräsentativ für 4–6-jährige Kinder in Tirol sein. Ziel ist es, etwa 20–40 Kinder mit DCD für die Nachuntersuchung zu erfassen, basierend auf einer Inzidenz von 3–6%. Für die Nachuntersuchung werden passende Kontrollgruppen gebildet, und es wird dokumentiert, in welcher Form die identifizierten motorischen Defizite, einschließlich Therapien oder sportlichen Förderungen, adressiert wurden. Quantitative Daten werden vorwiegend deskriptiv analysiert, während das Feedback der Kindergartenpädagogen zur praktischen Durchführung qualitativ nach Mayring ausgewertet wird.

Ethik und Verbreitung Die Studie wurde vom Forschungsausschuss für wissenschaftliche ethische Fragen (RCSEQ 3369/24) genehmigt. Die Ergebnisse werden über Beiträge, begutachtete Fachzeitschriften und Konferenzen veröffentlicht.

 

Scheiber, B., Spiegl, C., Plattner, J., Monsberger, S., & Federolf, P. (2024). Is screening for motor skill deficits in Tyrolean preschool children warranted and feasible? A protocol for a two-stage cross-sectional study. BMJ Open, 14(6), e081311.

https://doi.org/10.1136/bmjopen-2023-081311

Publikation